Der Einmarsch Russlands in der Ukraine beschäftigt und bestürzt uns. Wie konnte es soweit kommen?
Die europäischen Kirchen, auch die EKS, rufen zu Friedensgebeten auf. Dabei geht nicht darum, dass Gott „es richten“ soll für uns. Es geht nicht darum, Gott zum Eingreifen in diese Geschichte zu bewegen, die ja von Menschen geschrieben wird. Nicht Gott lenkt hier die Geschicke – das tun Menschen.
Es geht darum, dass wir uns als Menschen solidarisieren mit all jenen, die nun Gewalt und Not erleiden müssen. Es geht darum, unserer Ohnmacht und unserer Trauer über die Eskalation Ausdruck zu geben. Es geht darum, unseren eigenen Willen zum Frieden zu schärfen und zu benennen – uns auch selbst in der Flut widersprüchlicher Informationen und Diskussionen auf den Frieden auszurichten.
Der Konflikt kann rasch auch Auswirkungen auf uns entwickeln. Mögliche Flüchtlingswellen nach Westeuropa, mögliche Krisen in der Energieversorgung und der Wirtschaft – vielleicht wird schon bald mitmenschliche Solidarität und eigene Hilfs- und Friedensbereitschaft von uns gefordert. Dann können wir tatkräftig beweisen, wie ernst es uns mit dem Wunsch nach Frieden ist. Auch in diesem Sinn sind alle eingeladen, sich den Friedensgebeten anzuschliessen: Wir alle benötigen sie zur Ausrichtung auf das, was uns zu Menschen macht.
Aus dem Friedensgebet der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa:
Fürbitte (zusammengestellt aus Worten der lutherischen Kirche in Russland und der orthodoxen Kirche in der Ukraine)
Großer Gott, Du weißt wie klein unsere Kräfte sind, um dem Machtmissbrauch, der Korruption und der Gewalt standzuhalten. Sieh herab mit deinem barmherzigen Auge auf das Leid und die Klagen derer, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden – und auf alle die, die sich vor einem größeren Krieg fürchten.
Stärke Du uns mit deiner unwiderstehlichen Kraft, damit wir deinen Willen tun und dein Licht der Wahrheit hier auf Erden leuchte. Befreie uns von den Nöten, die der Krieg mit sich bringt. Die, die ein Haus verloren haben, lass wieder ein Zuhause finden, gib den Hungernden zu essen, tröste die Weinenden, vereine die Getrennten.
Mache uns zu Werkzeugen deines Friedens und deiner Gerechtigkeit und rüste uns mit allem Notwendigen für deinen Dienst an unseren Mitmenschen aus. Lasse nicht zu, dass deine Kirche jemanden verliert aus Wut gegenüber Mitmenschen und Verwandten, sondern schenke wie ein großzügiger Gott, baldige Versöhnung.
Wir haben Angst vor einem Krieg, der so viel Leid bringen wird – Menschen in der Ukraine, in Russland und in ganz Europa. Wir beten für all die Verantwortlichen in Russland, der Ukraine, Belarus, den USA und der EU, dass sie Wege heraus aus der Eskalation der Kriegsrhetorik finden. Lass uns alle abrüsten mit Worten und Taten. Erweiche die Herzen derer, die hart geworden sind und lass uns zurückkehren zur Erkenntnis deiner Weisheit.
Stärke vor allem unseren Glauben, belebe unsere Hoffnung und lehre uns zu lieben.
Bewahre uns vor der Willkür der Mächtigen dieser Welt und bringe sie zur Erkenntnis ihrer Grenzen.
Segne uns mit deinem Frieden, damit wir gemeinsam Hand in Hand für eine freiere und gerechtere Gesellschaft Dir zur Ehre arbeiten!
Das ausführliche Friedensgebebet mit Zeugnissen aus den Kirchen im Osten finden sie hier: Friedensgebet der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa
Friedensgebet der Evangelischen Kirchen der Schweiz
Wir werden uns in den kommenden Gottesdiensten diesen Gebeten anschliessen und laden die Bevölkerung herzlich ein, es auch zu tun.
M.Kuse, Pfr.